Leadership & Coaching
Einführung
Du möchtest mehr über Agile Leadership erfahren? Egal ob Du planst, diese Methode einzuführen oder dich einfach nur darüber informieren möchtest: viele Führungspersonen weltweit setzen bereits auf diese Herangehensweise. Aber was genau bezweckt diese innovative Führungs- und Managementmethode? Welche Vorteile bietet sie? Welche bestehenden Alternativen scheinen weniger effektiv? Und schließlich, was versteht man genau unter Agile Leadership und wie kannst Du dich zum agilen Leader entwickeln? Diese Fragen werden im Folgenden beantwortet.
VUCA und BANI als Auslöser
Seit jeher macht es Sinn, im ersten Schritt den Zustand der Welt oder des Systems zu beschreiben in welchen man sich bewegt, um geeignete strategische Maßnahmen ableiten zu können, damit eine Anpassung an die Gegebenheiten dieser Welt, und somit ein Leben in dieser, stattfinden kann. Bereits seit den 1990er Jahren versuchen Professor*innen und Manager*innen den Zustand der sich schnell und dynamisch verändernden Welt zu beschreiben. Der kritische Ansatz, eine Strategie, Ziele und Lösung zu finden, bedarf erst mal der Analyse des Ausgangszustands. Allgemein betrachtet soll sich der Ausgangszustand bezogen auf die Welt in der wir leben nach Bennis & Nanus (1985) seit den 1960er-Jahren verändert haben. Der neue Zustand wird abgekürzt als VUCA (Barber, 1992). Es steht im Englischen für volatility (Volatilität), uncertainty (Unsicherheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit). VUCA soll die Herausforderungen der modernen (Wirtschafts-)Welt zusammenfassen.
In den 2020er Jahren, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, wird in der Literatur ebenfalls der neue Begriff BANI stark diskutiert. BANI ist ein Akronym für brittle (brüchig), anxious (ängstlich), nonlinear (nicht linear) und incomprehensible (missverständlich). Im Allgemeinen beschreiben BANI und VUCA das Gleiche: Veränderungen. Beide Modelle beschreiben Adjektive, die unseren Umgang mit der Weltlage versuchen zu beschreiben (Cascio, 2020).
Beide Modelle sprechen von ständigem Änderungsbedarf. Um diesem Bedarf an Change-Prozessen zu begegnen und erfolgreich und schnell zu meistern, wird Agilität als gutes Werkzeug bewertet (Troise et al., 2022). VUCA bedeutet Veränderung. Veränderung bringt Widerstand mit sich und ist somit nicht immer einfach zu bewältigen. Wenn VUCA richtig begegnet wird, bietet dieser Zustand auch viele Chancen (Bennett & Lemoine, 2014).
Definition: Agilität
Der Begriff Agilität beschreibt hier – abgeleitet aus der lateinischen Herkunft von agilis = flink, beweglich – generell die Fähigkeit, flexibel und anpassungsfähig auf Veränderungen im Umfeld zu reagieren. Dies erfordert Strukturen, Prozesse und Systeme, die offen für Veränderungen sind und diese aktiv integrieren können. Eine agile Kultur ist durch Offenheit, Anpassungsfähigkeit sowie die allgemeine Befähigung der Mitarbeiter charakterisiert (Girvan & Paul, 2017).
Geschichte
Der Ursprung der Agilität in der Unternehmenswelt lässt sich im Agile Software Development (ASD) ausmachen. Im Jahr 2001 wurde das „Manifest für Agile Softwareentwicklung“ (The Agile Alliance, 2001) veröffentlicht, welches bis heute eine Vielzahl an Unterstützern verzeichnet. Das Manifest hält vier Prioritäten der agilen Softwareentwicklung als Leitprinzipien fest:
- “Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
- Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
- Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
- Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans” (The Agile Alliance, 2001)
In der Softwareentwicklung soll Agilität nutzerorientierter, problemsicherer und schneller sein als eine herkömmliche entwurfs- und planungsorientierte Herangehensweise des Wasserfall- oder auch des V-Modells von Boehm (1979). Wenige Hierarchieebenen, auch noch als flache Hierarchie im Unternehmen bezeichnet, und effiziente Kommunikation sind hier von Vorteil, wenn nicht sogar Voraussetzung. Es sind viele Gemeinsamkeiten mit dem gleichzeitig entwickelten Design Thinking (Simon, 1969; Meinel, Leifer, & Plattner, 2011) zu finden (Johansson‐Sköldberg, Woodilla, & Çetinkaya, 2013). Die Werte und deren Vorteile von ASD in der Softwareentwicklung sollten auch auf allgemeine Unternehmensabläufe übertragen werden. Um Agilität in der Arbeitsweise der Unternehmen zu ermöglichen, ist zusätzlich zum agilen Projektmanagement (wie bei ASD) vor allem die Organisationsstruktur und Führung gefragt (Holbeche, 2023). In der Folge etablieren sich drei Konzepte oder Stufen agiler Unternehmen: Agile Leadership, Agiles Team und Agile Organisation.
Zur Vertiefung dieses Themas empfehlen wir die Literatur der angegebenen Quellen. Ausführliche Quellenangaben finden sich auf der Seite „Materialien und Literatur“.