Digitaler Experimentierkasten
Der digitale Experimentierkasten hilft jungen wie etablierten Unternehmen, Geschäftsmodelle in der Online-Welt zu entwickeln. Die Philosophie dahinter stammt aus der Lean Start-up-Bewegung. Innovieren bedeutet Handeln unter Ungewissheit. Diese Ungewissheit lässt sich nicht weganalysieren – egal wie sorgfältig ein Unternehmen plant, forscht oder recherchiert. Der berühmte Bauen-Messen-Lernen-Zyklus (BML) des Lean Start-ups setzt stattdessen aufs Machen und Experimentieren. Digitale Pioniere stellen Hypothesen auf, bauen etwas, messen die Rückmeldungen aus der Umwelt und lernen daraus – um gleich darauf die nächste Iterationsschleife im Zyklus zu vollziehen. So wird Ungewissheit Schritt für Schritt reduziert. Das, was im BML-Zyklus digital oder physisch gebaut wird, kann und soll unvollkommen sein. Wichtig ist nur, dass der BML-Zyklus schnell rotiert. Ursprünglich zielte die Bauen-Phase im Lean Start-up auf die frühestmögliche Produktversion, die dem Kunden einen – wie auch immer eingeschränkten – Nutzen verspricht. Eine solche Produktversion wird als Minimum Viable Product (MVP) bezeichnet.
20 Karten für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle
Die „Bauen“-Karten dieses digitalen Experimentierkastens sind eine Sammlung von MVP-Varianten, die zahlreiche Anregungen und Fallbeispiele enthält, wie der BML-Zyklus angestoßen werden kann. Digitale Technologien haben vollkommen neue Möglichkeiten erschaffen, Marktresonanzen einzufangen. Die „Messen“-Karten des Experimentierkastens illustrieren, wie innovationsfreudige Unternehmen diesen Teil des BML-Zyklus ausgestalten können. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Fallbeispielen befinden sich hinter den QR Codes auf dem Blog: https://wp.uni-oldenburg.de/entrepreneurship
Drehe einfach die erste Karte um, und schaue, wie die verschiedenen Karten miteinander zusammenhängen. Viel Spaß!
Eine Kurzanleitung
Es gibt viele verschiedene Arten den digitalen Experimentierkasten zu nutzen. Zur Anregung wird im Folgenden nur eine mögliche Variante in Form eines eintägigen Workshops vorgestellt.
A. Engpassfassfaktoren identifizieren
Ausgangspunkt des Workshops ist eine Idee zu einer digitalen Geschäftsmodellinnovation. Das Start-up oder Innovationsteam visualisiert „Plan A“ des angestrebten Geschäftsmodells. Dazu kann es beispielsweise den Business Model Canvas nach Osterwalder benutzen. Dann identifizieren die Teammitglieder jene Elemente des Geschäftsmodells, die Engpassfaktoren sind. Wenn die Idee scheitert, woran am ehesten? Welche Annahmen im Geschäftsmodell erscheinen besonders fragil? Wo gibt es Dissens im Team? Gerade bei Differenzierung zum Wettbewerb und bei der Frage, ob der Kunde das neue Angebot auch wirklich braucht, bestehen oft Unsicherheiten. Wenn der kritischste Engpassfaktor identifiziert wurde, notieren die Mitglieder die dazu gehörige Annahme.
B. Bauen-Messen-Kombination finden
Die Teammitglieder machen sich mit dem Kartendeck vertraut. Sofern eine bestimmte Bauen- oder Messen-Komponente zum Testen der zuvor genannten Annahme prinzipiell geeignet erscheint, liest ein Teammitglied das Fallbeispiel hinter dem QR-Code. In einer Gruppendiskussion stellt das Team eine geeignete Bauen-Messen-Kombination zusammen. Dabei können auch mehr als zwei der vorgegebenen Komponenten gewählt werden. Vor dem Hintergrund dieser Kombination formuliert das Team die Annahme in eine Hypothese um und versucht möglichst konkret zu operationalisieren, ab wann diese als bestätigt oder abgelehnt gilt.
C. Iteration planen
Die Teammitglieder planen die erste Iteration. Dazu notieren sie folgende Punkte: Wer ist für was zuständig? Welche Softwaretools werden benötigt? Welche vertrieblichen Aktivitäten sind notwendig? Was sind die Kosten? Bis wann ist die erste Iteration vollzogen? Wann trifft sich das Team zu einer Auswertungssession und zur Planung der nächsten
Iteration?